Markus Junker *Rezension: LSK - Leitsatzkartei des deutschen Rechts auf CD-ROM für Windows, Edition 3/98JurPC Web-Dok. 119/1998, Abs. 1 - 18 |
LSK - Leitsatzkartei des deutschen Rechts
auf CD-ROM für Windows (zusammengestellt von der Redaktion der Neuen Juristischen Wochenschrift (NJW))
|
I. Die Leitsatzkartei - ein Klassiker unter den juristischen CD-ROM's |
Die Leitsatzkartei des deutschen Rechts auf CD-ROM hat sich seit ihrem erstmaligen Erscheinen 1989 zu einem Klassiker unter den juristischen CD-ROM's entwickelt. JurPC hat ihren Aufstieg mit regelmäßigen Rezensionen begleitet. Nach den Rezensionen von Hoffmann im Jahre 1989 [1], Viefhues im Jahre 1992 [2], Herberger im Jahre 1994 [3] und Tiemeyer im Jahre 1996 [4], wird die Leitsatzkartei kurz vor ihrem zehnjährigen Jubiläum nunmehr zum fünften Mal in JurPC einem Test unterzogen. | JurPC Web-Dok.
119/1998, Abs. 1 |
Zu den Vorteilen der Leitsatzkartei auf CD-ROM wurde bereits alles gesagt. Wer kennt nicht die kleinen Karteikarten auf den Rückseiten der Anzeigenblätter eines jeden Heftes der NJW und will noch den Nutzen der elektronischen Aufbereitung leugnen! Dennoch gibt es wieder eine Neuheit, die eine genauere Betrachtung verdient: Erstmals steht in diesem Jahr in JurPC die Windows-Version der Leitsatzkartei auf dem Prüfstand. | Abs. 2 |
An Software wird zumindest Windows in der Version 3.1, an Hardware ein PC 80386 mit 4 MB RAM, CD-ROM-Laufwerk und ca. 2 MB freiem Platz auf der Festplatte vorausgesetzt. Im Vergleich zu der auch weiterhin lieferbaren DOS-Version wirkt die Windows-Version wesentlich anwenderfreundlicher. Das Programm läßt sich problemlos installieren und bietet die bei Windows-Anwendungen üblichen umfangreichen Hilfefunktionen. Wer im Umgang mit Windows und juristischen CD-ROM's geübt ist, dürfte bei der Bedienung des Programms keine Probleme haben. Sollten darüber hinaus noch Fragen bestehen, so bietet der Beck-Verlag auch eine Service-Hotline an. Vielleicht wäre es darüber hinaus dem Medium angemessen, in das Menü "Hilfe" eine Option "Online-Unterstützung" mit Angabe einer E-Mail-Adresse zu integrieren. | Abs. 3 |
II. Die Leitsatzkartei für Windows auf dem Prüfstand |
Die Leitsatzkartei enthält nach den Angaben des C.H. Beck-Verlages nahezu 235.000 Leitsätze und Aufsatzdokumentationen aus über 130 ausgewerteten Zeitschriften seit Januar 1981 und wächst bei vier Aktualisierungen jährlich um 20.000 neue Leitsätze an. Mietrechtsentscheide sind sogar vollständig im vollen amtlichen Leitsatz auch aus der Zeit vor 1981 erfaßt. Zwar verlieren diese Zahlen bei einem Vergleich mit der Informationsfülle anderer CD-ROM's - auch aus dem Hause C.H. Beck - schnell ihren Glanz. Dennoch handelt es sich um eine überaus große Anzahl von Dokumenten, in der man sich als Anwender erst einmal zurechtfinden muß. | Abs. 4 |
1. Auf der Suche nach den Leitsätzen |
Nach Aufruf über das Startmenü (die Installationsroutine legt leider nicht automatisch eine Verknüpfung auf dem Desktop ab) erscheint die Abfragemaske der Volltextsuche auf dem Bildschirm. Daneben ist ein Zugang zu den Dokumenten über das Gesamt-, Fundstellen- oder Aktenzeichenverzeichnis möglich (Menü "Suchen", Befehl "Verzeichnisse"). | Abs. 5 |
Das obere Feld dient zur Eingabe von Suchbegriffen. Dabei erlaubt der "*"-Befehl (sog. Joker oder Wildcard) die übliche Rechtstrunkierung. Um die Anzahl der Treffer zu reduzieren, empfiehlt sich der Einsatz von Suchoperatoren ("und", "oder", "ohne", "nahe"). Mehrere miteinander kombinierte Suchoperatoren werden nacheinander von links nach rechts ausgewertet. Mit Hilfe von Klammern kann der Anwender aber auch eine andere Reihenfolge festlegen. | Abs. 6 |
Die drei unteren Eingabefelder erlauben eine weitere Präzisierung der Suche. Über ein Pull-Down-Menü gelangt der Anwender zu den einzelnen Kategorien "Paragraph", "Gericht", "Datum", "Aktenzeichen", "Autor", "Fundstelle" und "Dokumentart". Was sich dahinter im einzelnen verbirgt, erfährt er nach einem Maus-Klick auf die Buttons rechts neben den Eingabefeldern. Innerhalb der einzelnen Kategorien ist auch hier der Einsatz von Suchoperatoren möglich ("und", "oder", "bis"). | Abs. 7 |
Insgesamt hinterläßt die leicht zu handhabende Bedienung einen soliden und ausgereiften Eindruck. Der Anwender kann die Suche mit Hilfe der überschaubaren Kategorien und Suchoperatoren sehr gut präzisieren. Die Suche liefert daher zumeist gute Treffer. | Abs. 8 |
2. Was tun mit den gefundenen Leitsätzen? |
Sind die gewünschten Leitsätze erst einmal gefunden, so bietet die Leitsatzkartei eine breite Palette von Möglichkeiten, um diese Informationen weiterzuverarbeiten. So kann der Anwender die Dokumente zunächst einmal sortieren lassen (Menü "Suchen", Befehl "Sortieren"), dann ausdrucken (Menü "Datei", Befehl "Drucken") oder beispielsweise in die Textverarbeitung übernehmen (Menü "Bearbeiten", Befehl "Kopieren"). Besonders häufig benötigte Dokumente lassen sich wie in einem gedruckten Buch mit Lesezeichen kennzeichnen (Menü "Lesezeichen", Befehl "Lesezeichen setzen/aufrufen"). | Abs. 9 |
Die Leitsatzkartei erlaubt es zudem, vergleichbar einem Merkzettel Anmerkungen zu einzelnen Dokumenten hinzuzufügen und abzuspeichern (Menü "Bearbeiten", Befehl "Anmerkungen"). Innerhalb der Anmerkungen unterscheidet das Programm zwischen dem Feld "Notiz" und dem Feld "Verweis". In dem Feld "Notiz" kann der Anwender nach Belieben eigene Texte einfügen, in dem Feld "Verweis" trägt die Beck-Connectivity automatisch Verweise auf andere Werke zu dem einschlägigen Thema ein. | Abs. 10 |
Damit wäre bereits die Beck-Connectivity angesprochen, die Schnittstelle zu anderen Produkten des C.H. Beck-Verlages, beispielsweise der Schönfelder-CD-ROM oder der NJW-Volltext-CD-ROM. Soweit diese Produkte auf dem Rechner des Anwenders verfügbar sind, werden sie über Hypertextverweise mit der Leitsatzkartei-CD-ROM verknüpft. Damit wird ein Surfen wie im Internet möglich. In Fragen der Anwenderintegration läßt das Programm damit nichts zu wünschen übrig. | Abs. 11 |
3. Leitsätze zum Informationsrecht |
Einige Stärken und Schwächen der Leitsatzkartei lassen sich am Beispiel des Informationsrechts demonstrieren. Dieses Rechtsgebiet ist noch relativ jung, so daß der Umstand, daß die Leitsatzkartei mit Ausnahme der Mietrechtsentscheide keine Dokumente aus der Zeit vor Januar 1981 enthält, nicht so sehr ins Gewicht fällt. | Abs. 12 |
Zu den ausgewerteten Zeitschriften gehören sowohl klassische Zeitschriften wie "Computer und Recht" (CR (1510 Treffer)) und NJW-CoR (77 Treffer) sowie die 1998 neu gegründeten Zeitschriften "Multimedia und Recht" (MMR (86 Treffer)) und "Kommunikation & Recht" (K&R (35 Treffer)). Auch JurPC ist vorhanden: Eine Suche im Volltext nach der Fundstelle Jur-PC liefert 116 Treffer. Wie ein Blick in das Fundstellenverzeichnis zeigt, erstreckt sich der Zeitraum der erfaßten JurPC-Dokumente von 1994 bis 1996. Seit JurPC als Online-Zeitschrift erscheint, gehört sie leider nicht mehr zu den ausgewerteten Zeitschriften. | Abs. 13 |
Große Bedeutung für das Informationsrecht haben das Urheberrecht und das Datenschutzrecht. Was das Urheberrecht betrifft, so werden mit der Zeitschrift "Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht" (GRUR (3655 Treffer)) und der "Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht" (ZUM (726 Treffer)) die für das Inland wohl bedeutendsten Zeitschriften erfaßt. Auch das "Archiv für Presserecht" (AfP (1017 Treffer)) und die Zeitschrift "Recht der Datenverarbeitung" (RDV (294 Treffer)) werden regelmäßig ausgewertet, leider aber nicht die für den Bereich des Datenschutzrechts wichtige Zeitschrift "Datenschutz und Datensicherheit" (DuD). Da die Leitsatzkartei nach der Werbung des C.H. Beck-Verlages den Anspruch erhebt, Leitsätze und Aufsatzquerschnitte aus allen Rechtsgebieten zu bieten, ohne daß dem Anwender wesentliche Informationen entgingen, wäre vielleicht zu erwägen, außer der DuD auch JurPC wieder in die Liste der auszuwertenden Zeitschriften aufzunehmen. | Abs. 14 |
Die Suche nach dem Begriff Datenbank* ergibt 13 Treffer zu Gerichtsentscheidungen und 48 Treffer zu Aufsätzen. Die Suche nach Dokumenten zu dem EDV-rechtlichen Jahr-2000-Problem führt - dank der vierteljährlichen Aktualisierung - im Unterschied zu der Edition 2/98 in der Edition 3/98 erstmals zu einem Treffer. Gerade bei derart aktuellen Problemen wäre eine zusätzliche Differenzrecherche via Internet für den Anwender sehr hilfreich. Die Leitsatzkartei hat übrigens auch ein Problem mit dem Jahr 2000. Die Angaben der Jahreszahlen bei den Fundstellen sind nämlich lediglich zweistellig: Nur die Eingabe "MMR 98, 52", nicht aber "MMR 1998, 52" führt zu Treffern. | Abs. 15 |
III. Die Leitsatzkartei für Windows - eine Empfehlung wert! |
Die Windows-Version der Leitsatzkartei auf CD-ROM ist mehr denn je eine Empfehlung wert. Herberger rechnete bereits 1994 in seiner Rezension die DOS-Version "zur notwendigen Grundausstattung des Juristen, der elektronisches Informationsmanagement betreibt". | Abs. 16 |
Trotz des ansprechenden Leistungsangebotes der Leitsatzkartei, von dem sich jeder mit Hilfe des Online-Tests auf der Web-Site des C.H. Beck-Verlages selbst überzeugen kann (URL: http://www.beck.de/rsw/onlinetest/index.html), dürften sich für viele Kaufinteressenten die Kosten als Hemmschwelle erweisen. Zwar ist der Preis bereits gesenkt worden: Im Vergleich zu 1994 kosten heute das Grundwerk DM 100,- und die vier Aktualisierungen pro Jahr sogar DM 200,- weniger. Gerade für Studenten und Referendare ist aber selbst der Anschaffungspreis von DM 498,- ohne die jährlichen Aktualisierungskosten von DM 798,- weiterhin entschieden zu hoch. Auch die bereits von Herberger1994 aufgeworfene Frage, aus welchen Gründen Hochschulen und Hochschuleinrichtungen zwar einen Rabatt von 25 % beim Einstiegspreis, nicht aber bei Aktualisierungen und Ergänzungslieferungen erhalten, ist noch nicht beantwortet. | Abs. 17 |
Sollte die Leitsatzkartei auf CD-ROM im Jahr 2000 (mit
vierstelligen Jahreszahlen) zum sechsten Mal in JurPC zur Rezension anstehen,
vielleicht ist dann nicht nur die Hoffnung auf günstigere Preise für
Studenten, Referendare und Hochschulen erfüllt, sondern auch JurPC als
erste juristische Online-Zeitschrift im Fundstellenverzeichnis zu finden...
| JurPC Web-Dok. 119/1998, Abs. 18 |
Fußnoten:[1] Hoffmann, Die NJW-Leitsatzkartei auf CD-ROM, JurPC 1989 (Heft 5-6), S. 195-198[2] Viefhues, Die NJW-Leitsatzkartei auf CD-ROM - 7. Edition, JurPC CD-ROM Digest 1992, S. 73-78 [3] Herberger, Die (wohl) Meistverkaufte: LSK - Leitsatzkartei des deutschen Rechts, JurPC, 1994 (Heft 3+4), S. 2530-2533 [4] Tiemeyer, Zur Benutzungsfreundlichkeit von elektronischen Informationssystemen - die Leitsatzkartei des deutschen Rechts, JurPC 1996 (Heft 6), S. 227-232 |
* Markus Junker ist Doktorand und Mitarbeiter bei Prof. Dr. Herberger am Institut für Rechtsinformatik an der Universität des Saarlandes (E-Mail: maju@jurix.jura.uni-sb.de). |
[online seit: 21.08.98] |
Zitiervorschlag: Autor, Titel, JurPC Web-Dok., Abs. |
Zitiervorschlag: Junker, Markus, Rezension: LSK - Leitsatzkartei des deutschen Rechts auf CD-ROM für Windows, Edition 3/98 - JurPC-Web-Dok. 0119/1998 |