JurPC Web-Dok. 30/2003 - DOI 10.7328/jurpcb/2003186150

Oliver Raabe *

Der Einsatz netzbasierter Lernmaterialien in der juristischen Ausbildung am Beispiel einer Vorlesung im Internetrecht

JurPC Web-Dok. 30/2003, Abs. 1 - 50


Inhaltsübersicht:

I. Einleitung

II. Technische Voraussetzungen
1. Videotechnik
2. Lernumgebung
a) HK "Aktuelles/Mailingliste"
b) HK "Forum"
c) HK "Skriptum"
d) HK "Video/Folien"
e) HK "Materialien"
f) HK "Online"
g) HK "Fragebogen"
h) HK "Administration/Mailingliste"

III. Auswertung
1. Präsenzveranstaltung
2. Online-Video (Log-Files/Fragebogen)
3. Lernumgebung (Fragebogen)
a) Mailingliste
b) Newsgroup/Forum
c) Online-Skriptum
d) Materialien
e) Onlinevorlesung
4. Lernumgebung (Logfiles)

IV. Fazit

I. Einleitung

Der Einsatz neuer Informationstechnologien in der Hochschullehre, insbesondere des Internets, ist mit sehr hohen Erwartungen verbunden. Eine Reihe von Fördermaßnahmen(1) offenbaren das politische und gesellschaftliche Interesse an der Entwicklung neuer Nutzungskonzepte und an der Gestaltung von Inhalten mit Hilfe neuer Technologien. Computerunterstützte und vernetzte Lehr- und Lerneinheiten gerade an der Universität Karlsruhe haben sich als außerordentlich sinnvoll erwiesen. Allerdings zeigen die an der hiesigen Fakultät für Informatik mit großem Erfolg initiierten Projekte(2) auch deutlich den erforderlichen Mehrbedarf an materiellen und personellen Ressourcen auf. Das hiesige Institut für Informationsrecht (IIR) stellt sich der Herausforderung in verschiedenen Bereichen. So besteht eine Projektpartnerschaft im Rahmen des Projektes Rechtsinformatik-Online (RION)(3), welches die Rechtsinformatik im Rahmen der rechtswissenschaftlichen, informatischen und wirtschaftswissenschaftlichen Ausbildung für die universitäre Lehre an juristischen, betriebswirtschaftlichen und Informatischen Fachbereichen multimedial aufbereitet und in die Lehrangebote der beteiligten Hochschulen integriert. Zudem wurde im Juli 2001 eine Fernvorlesung mit der TU Dresden durchgeführt. In der Folge war als nächster Schritt ein Konzept für die nachhaltige Nutzung der neuen Informationstechnologien im Bereich der Lehraufgaben des Instituts geplant.JurPC Web-Dok.
30/2003, Abs. 1
Als Pilotprojekt bot sich die Vorlesung "Internetrecht" an, welche im Wintersemester 2001/2002 von Prof. Dreier für Studenten der Albert-Ludwigs Universität in Freiburg als Veranstaltung der Wahlfachgruppe 13 "Rechtsinformatik und Computerrecht" vorgesehen war und zugleich einen Teil des II. Blocks der HD-Prüfung für Studenten der Informationswirtschaft an der Universität Karlsruhe (TH) darstellte.Abs. 2
Vor diesem Hintergrund sollten die bislang für jede Vorlesung des IIR begleitend im Internet verfügbaren Materialien, wie Folien und Literaturhinweise, für diese Veranstaltung um weitere Komponenten ergänzt werden. Den Kern der erweiterten Internetumgebung bildeten hernach ein Online-Skriptum, Videoaufzeichnungen der Vorlesung sowie als Hilfsmittel für die Kommunikation eine Newsgroup und eine Mailingliste. Zudem wurde ein Videostream und eine Chat-Komponente integriert.Abs. 3
Überlegungen, für die erweiterte Internetpräsentation eine vorgefertigte Lernplattform zu verwenden, wurden verworfen. Vielmehr sollte dieses Pilotprojekt bewusst auch dazu genutzt werden, im Spannungsfeld begrenzter zeitlicher und finanzieller Ressourcen einerseits und dem Anspruch einer umfassenden Versorgung der Studenten andererseits ein eigenes Anforderungsprofil hinsichtlich der zukünftig einzusetzenden Lernplattform zu entwickeln.Abs. 4
Deshalb wurde die erweiterte Lernumgebung (Abb.1) weitestgehend aus dem vorhandenen Softwarebestand in den HTML-Code generiert bzw. kostenlose Software verwendet. Der Einsatz der neuen Auszeichnungssprache XML erschien uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht angeraten, da dies den Produktionsaufwand deutlich erhöht hätte. Das Benutzerverhalten und damit die Frage nach der Akzeptanz einzelner Komponenten konnte im gesamten Vorlesungszeitraum durch die Auswertung anonymisierter Log-Dateien überprüft werden.Abs. 5

(Abb. 1)
Die Vorlesung wurde in zeitlicher Hinsicht jeweils Donnerstags als Präsenzveranstaltung in Freiburg gehalten. Mangels geeigneter Netzanbindung im dortigen Hörsaal konnte eine ursprünglich geplante bidirektionale Direktübertragung nach Karlsruhe nicht erfolgen. Vielmehr wurde die Aufzeichnung der Veranstaltung mittels digitalem Video und Beamer den Studenten in Karlsruhe am jeweils folgenden Montag präsentiert. Schließlich wurde an einem Termin eine vorher aufgezeichnete Vorlesung auch in Freiburg in Form einer Videopräsentation abgespielt und die Abschlussveranstaltung als unidirektionaler Videostream in das Netz übertragen.Abs. 6
Im Folgenden sollen zunächst die technischen Grundlagen der einzelnen Komponenten der Lernumgebung detailliert beschrieben werden. Hernach wird anhand des dokumentierten Nutzerverhaltens und der Ergebnisse des begleitenden Fragebogens eine Bewertung der Akzeptanz der verschiedenen Funktionalitäten der Lernumgebung unternommen.Abs. 7

II. Technische Voraussetzungen

1. Videotechnik

Als zentraler Komponente insbesondere der Präsentation für die Studenten in Karlsruhe wurde der Aufzeichnung der Präsenzveranstaltung besondere Bedeutung beigemessen. Wir beschafften eine digitale Videokamera und eine Videoschnittkarte. Um größtmögliche Flexibilität beim Einsatz der Aufzeichnungseinheit sicherzustellen wurde besonderer Wert auf eine autonome Energieversorgung gelegt. Zudem wurde ein drahtloses Mikrofon verwendet, um dem Dozenten bestmögliche Bewegungsfreiheit zu ermöglichen. Trotz teilweise schlechter Beleuchtungsverhältnisse konnte mit dieser Ausstattung ein gutes Bildsignal erzeugt werden. Hinsichtlich der Tonqualität wurden unsere Erwartungen weit übertroffen. Nur in Bezug auf die Lautstärke der Rückfragen der Studenten hätte sich ein Saalmikrofon als vorteilhaft erwiesen. Zur Präsentation in Karlsruhe wurde schließlich noch der institutseigene Beamer verwendet.Abs. 8
Die ursprünglich geplante Eigenproduktion der Videodateien für die Lernumgebung wurde nicht durchgeführt. Zwar konnten mittels der Videoschnittkarte der Inhalt der digitalen Videokassette auf einen Rechner des Institutes übertragen werden, jedoch erwies sich das unkomprimierte Dateiformat als für die langfristige Speicherung ungeeignet. So nahm die Aufzeichnung einer zweistündigen Vorlesung ca. 50GB Festplattenspeicher ein. Damit hätte die Produktion von netztauglichen Videodateien in zeitlicher Hinsicht den Rahmen gesprengt, die Netzpräsentation am jeweilig folgenden Montag wäre nicht möglich gewesen. Zu diesem Zeitpunkt waren leider noch keine kostengünstigen Videoschnittkarten mit Echtzeitkompression erhältlich.Abs. 9
Hier erwies sich das im Aufbau befindliche "Digitale Video- und Audioarchiv der Universitätsbibliothek Karlsruhe" (DIVA)(4) als hilfreich. An den dortigen spezialisierten Schnittrechnern wurden nicht nur im Verlauf von jeweils drei Tagen die netztauglichen Dateiversionen erstellt, diese Dateien konnten auch auf dem dortigen Webserver zum Abruf bereitgestellt werden. Dadurch wurden wir der Folgeproblematik enthoben, einen eigenen "Streaming-Server" zu betreiben.Abs. 10
Als Ausgabeformate der Videodateien wurde zum einen das Windows-Media-Format gewählt. Vorteil dieses Dateiformates ist, dass die entsprechende Präsentationssoftware auf Rechnern mit dem Windows Betriebssystem schon vorinstalliert ist. Allerdings galt es zu beachten, dass die Studenten der Informationswirtschaft zum Großteil das Linux Betriebssystem verwenden. Damit war die Bereitstellung eines plattformübergreifenden Abspielformates erforderlich. Schlussendlich entschieden wir uns für das RealPlayer-Format, welches in zwei Bandbreiten als ISDN- und als LAN-Version bereitgestellt wurde.Abs. 11
Für den einmalig in Form eines unidirektionalen Live-Stream durchgeführten Versuch einer webbasierten Fernvorlesung wurde eine einfache Webcam verwendet, deren Ausgangssignal in den kostenlosen WindowsMedia-Encoder auf einer institutseigenen Workstation eingespeist wurde. Mit dieser Konfiguration ließ sich ein gerade noch brauchbarer Stream für einen Teilnehmerkreis von max. 15 Studenten erzeugen. Allerdings erforderte schon allein die Freischaltung der hinter der universitätseigenen Firewall befindlichen Workstation nicht vorhergesehenen Zeitaufwand. Als Alternativen zum Einsatz des Streamingservers kamen das Programm "Netmeeting" und die ebenso frei erhältliche Software Mbone in Betracht. Die Verwendung von Netmeeting schied aus, da eine Bildübertragung nur zwischen zwei Teilnehmern möglich ist. Dieser Nachteil war beim Multicastverfahren der Mbone Komponenten zwar nicht vorhanden, jedoch erschien uns der Installationsaufwand für die Studenten als nicht zumutbar.Abs. 12

2. Lernumgebung

Die Lernumgebung wurde mit der Software Microsoft Frontpage in HTML erstellt und auf dem Webserver der Fakultät für Informatik bereitgestellt. Mittels Frames wurde die Navigationsstruktur am oberen Bildrand verankert, um ein schnelles Wechseln in den Kategorien zu ermöglichen. Nach Versuchen mit verschiedenen Webbrowsern enthielten wir uns der von Frontpage bereitgestellten Funktionalität integrierter Designvorlagen. Vielmehr entwarfen wir ein Layout, das sowohl von Netscape ab Version 4.0 als auch von Microsoft-Browsern ab Version 3.0 problemlos ausgegeben werden konnte.Abs. 13
a) HK "Aktuelles/Mailingliste"
Die erste Hauptkategorie (HK) "Aktuelles" diente dem Bereitstellen von aktuellen Hinweisen an die Studenten. Integriert war eine auf PHP basierende Mailingliste. Als Eingabefelder standen der Studienort und die e-mail Adresse des Studenten zur Verfügung. Diese Daten wurden in einer MySQL-Datenbank gespeichert, aus welcher die Daten für die Rundschreiben auf einem eigenen php-Formular ausgelesen werden konnten. Die Mailingliste, welche insbesondere zum Hinweis auf Änderungen im aktuellen Webangebot genutzt wurde, enthielt am Ende der Vorlesung insgesamt 59 Eintragungen.Abs. 14
b) HK "Forum"
Die zweite Hauptkategorie bildete das sog. "Forum". Zur Wahl standen diesbezüglich zwei Verfahren. Ausgangspunkt der Überlegungen war, dass den Studenten in Karlsruhe eine Möglichkeit der Rückfrage zur Verfügung gestellt werden sollte. Von der Verwendung eines e-mail-Accounts wurde Abstand genommen, da zum einen vom Allgemeininteresse an den Fragen auszugehen war und zum anderen der Eingang von gleichlautenden Fragestellungen den Dozenten in zeitlicher Hinsicht überfordert hätte. Daher wurde einem offenen Forum der Vorzug gegeben. Die "Spielregeln" für dieses Forum beinhalteten u.A. den Hinweis auf die besondere Kennzeichnung der Fragen an Prof. Dreier. Die dort aufgeworfenen Problemstellungen wurden dann abhängig vom Allgemeininteresse entweder im Folgetermin oder individuell im Forum beantwortet. Zudem nutzten die Studenten das Forum zum übergreifenden Austausch von Fragestellungen auch untereinander, was insbesondere wegen der unterschiedlichen Blickwinkel der Teilnehmer aus Karlsruhe und Freiburg gute Diskussionserfolge lieferte. In technischer Hinsicht wurde der Lösung einer Offline-Newsgroup vor jener einer rein webbasierenden Technik der Vorzug gegeben. Auf dem Newsserver der Universität Karlsruhe wurde die Gruppe "uka.internetrecht" eingerichtet und für den allgemeinen Zugang freigeschaltet. Der administrative Mehraufwand für diese Lösung rechtfertigte sich nach unseren Erfahrungen deutlich. Zum einen wären bei der rein netzbasierten Lösung höhere Verbindungskosten angefallen, zum anderen konnte bei der Offline-Variante der Dozent z.B. auf Bahnfahrten die Antworten formulieren und bei der nächstmöglichen Netzanbindung synchronisieren. Der hierzu erforderliche Newsreader ist beim Windows Betriebssystem im Programm "Outlook" enthalten.Abs. 15
c) HK "Skriptum"
Die dritte Hauptkategorie der Lernumgebung beinhaltete das vorlesungsbegleitende Skriptum. Das Skriptum, wöchentlich im Nachgang ergänzt, wurde im MS-Word Format erstellt. Aus diesem Format erzeugten wir sodann kapitelweise HTML-Dokumente, auf welche mittels Hyperlinkverknüpfungen des Inhaltsverzeichnisses zugegriffen werden konnte. Die ursprünglich durchgeführte Verknüpfung des jeweiligen Vorlesungsdatums mit der entsprechenden Textstelle des Skriptums ließ sich hingegen nicht durchhalten. Dies hätte dem Dozenten ein striktes Festhalten an der Gliederung abverlangt, was sich im praktischen Vorlesungsbetrieb als undurchführbar erwies. Neben dem HTML- Dokument wurde zudem jeweils eine plattformübergreifende PDF-Version zur Verfügung gestellt. Schließlich verknüpften wir noch das jeweilige Skriptteil mit der dazugehörigen Videopräsentation im Netz. Diese Funktionalität litt aber an der genannten Schwäche, ungeplanten inhaltlichen Exkursen nicht spiegelbildlich im Skriptum zu folgen. Insofern gilt es, in Zukunft das sog. Timestamp-Verfahren zu erproben, was allerdings einen erheblichen Mehraufwand bei der Produktion der Videopräsentation erfordert. Der administrative Aufwand für die Bearbeitung der Skriptenteile erwies sich nicht zuletzt wegen des gewählten Ansatzes der manuellen Umsetzung in die HTML Umgebung als erheblich. Durch die personelle Trennung von inhaltlicher- und technischer Realisation bedurfte die Pflege der Dokumente in jedem Falle der Mitwirkung zweier Mitarbeiter, was teilweise zu Einbußen hinsichtlich der Zeitnähe von Änderungen im Skriptum führte. Eine XML-Umgebung bzw. ein Content-Managment-System, welches dem Tutor einen unmittelbaren Zugriff und eine Editionsmöglichkeiten der Online-Dokumente ermöglichte, wäre insofern wünschenswert gewesen.Abs. 16
d) HK "Video/Folien"
Die vierte Kategorie beinhaltete die Einstiegsseiten für Folien und Videodateien. Die Bereitstellung von Folien erwies sich als notwendig, da in der schmalbandigen ISDN-Version des Videos das Tafelbild/die Folien nicht zu erkennen waren. Die Folien wurden mittels der Exportfunktion aus dem Programm PowerPoint direkt in HTML-Code generiert. Durch die räumliche Verknüpfung mit der Videopräsentation konnte der Vorlesung somit ohne Beschränkungen gefolgt werden. Zudem wurde noch eine PDF-Version der Folien erzeugt, welche zum Anfertigen von Computerausdrucken bestimmt war.Abs. 17
e) HK "Materialien"
Die fünfte Kategorie beinhaltete die weiteren Materialien zur Vorlesung. Die Gesetzestexte waren mittels Hyperlink unmittelbar mit dem Bestand unserer Datenbank mit amtlichen Texten des Informationsrechts (DATIS)(5) verknüpft. Weiterhin die üblichen Hinweise auf vertiefende Literatur und, naheliegend bei einer Vorlesung im "Internetrecht", Verknüpfungen zu weiterführenden juristischen Quellen im Internet.Abs. 18
f) HK "Online"
Die sechste Kategorie "Online" erweiterte die Lernumgebung um Komponenten zur bidirektionalen-live-Kommunikation. Zur Vorbereitung der Einzelveranstaltung wurden ein einleitender Text und zwei Aufsätze in das Netz gestellt. Damit die urheberrechtlichen Belange der Autoren gewahrt werden, konnten die Kopien nur in einem passwortgeschützten Bereich abgerufen werden.Abs. 19
Neben dem bereits erwähnten Videostream, wurde als Rückkanal eine Chat-Funktionalität eingesetzt. Hierbei handelte es sich serverseitig um ein Java-Chat-Applet mit entsprechendem Java-Chat-Client Programm. Zur Aufzeichnung des Live-Chat und des Videostream wurde ein Screen-Capture Programm eingesetzt. Dabei ergaben sich insbesondere Schwierigkeiten hinsichtlich der einzustellenden Datenraten und der Bildauflösung: Während das bewegte Bild des Videostreams eine hohe Datenrate erforderte, waren brauchbare Ausgabeergebnisse hinsichtlich des nahezu statischen Chat-Modules nur bei einer geringen Taktung des Eingangssignals zu erreichen. Als Lösung kam wegen der Kürze der Zeit nur die Erstellung von zwei getrennten Datenfiles für das Videobild und den Chat in Betracht.Abs. 20
Weiterhin erwies sich die technisch bedingte relative Verzögerung zwischen Aufnahme und der Ausgabe des Videostream für den Ablauf der Sitzung als hinderlich. Während in Karlsruhe eine Verzögerung von ca. 2 Sekunden keine Probleme bereitete, wurde beim Abruf mittels analogem 56KB Modem der Videostream in Freiburg mit erheblichem Zeitversatz empfangen. Da der Dozent die Fragen teilweise nur mündlich äußerte, wurden die Antworten im Chat teilweise asynchron gegeben, was den Diskussionsablauf z.T. erheblich hemmte.Abs. 21
g) HK "Fragebogen"
Der Online-Fragebogen wurde aus dem Fragebogen zur Vorlesungsbefragung der Universität Karlsruhe entwickelt und um eine Reihe von Fragen zum Online Angebot ergänzt. Mittels sog. Drop-Down Menüs, konnte von den Studenten die Bewertung der verschiedenen Aspekte der Präsentation auf einer Notenskala von 1-5 vorgenommen werden. In einem zusätzlichen Freifeld war zudem die Möglichkeit zur ausführlichen Stellungnahme gegeben. Die Eingaben wurden schließlich an eine MySQL-Datenbank geleitet und dort zur Auswertung in MS-Excel in das CSV-Format umgewandelt.Abs. 22
h) "Administration/Mailingliste"
Ergänzt wurde die Lernumgebung durch einen passwortgeschützten administrativen Teil. Folgende Funktionalitäten standen zur Verfügung: Eingabemaske für Rundmail, grafische Zugriffsstatistik und Direktzugriff auf die MySQL-Datenbank. Die differenzierten Daten der Zugriffsstatistik und die digital gespeicherten und aufbereiteten Antworten des Fragebogens bildeten den grundlegenden Bestand an Daten für die nachfolgende Auswertung.Abs. 23

III. Auswertung

Mittels des Online-Fragebogens wurde die Beurteilung der Präsenzveranstaltung und der Lernumgebung von insgesamt 31 Teilnehmern erhoben. Dabei entfielen 25 Datensätze auf die Teilnehmer aus Freiburg und 6 Datensätze auf jene aus Karlsruhe. Zudem wurde in Karlsruhe eine separate Umfrage bezüglich der Akzeptanz der Videopräsentation vorgenommen, hieraus folgten 11 ausführliche Rückmeldungen. Der Fragenteil des Fragebogens ließ die Bewertung auf einer Notenskala von 1 (sehr gut) bis 5 (mangelhaft) zu. Weiterhin wurden zur Evaluierung zwei Anwesenheitslisten und die Mailingliste herangezogen. Schließlich lieferten die Logfiles des Digitalen Videoarchivs (Abb.2) und des Rechenzentrums der Universität (Abb.3) Informationen hinsichtlich des Nutzerverhaltens in der Lernumgebung. Die IP-Adressen wurden durch die Netzadministratoren der zuliefernden Institutionen derart verkürzt, dass ein Rückschluss auf die Person einzelner Nutzer nicht möglich war. Dank dieser Anonymisierung konnten datenschutzrechtliche Bedenken ausgeräumt werden.Abs. 24

(Abb. 2)


(Abb. 3)

1. Präsenzveranstaltung

Die Präsenzveranstaltung in Freiburg wurde anfänglich von ca. 50 Teilnehmern besucht, im Verlauf der Vorlesung nahmen dann durchschnittlich 20 Studenten an der Vorlesung teil. In die Mailingliste trugen sich 35 Studenten aus Freiburg ein. Die Gesamtqualität der Präsenzveranstaltung wurde im Durchschnitt mit der Note 1,6 bewertet. Die in Karlsruhe mittels Beamer durchgeführte Videopräsentation stieß hingegen nur auf ein geringes Interesse. Zwar bekundeten 25 Studenten aus Karlsruhe durch die Eintragung in die Mailingliste ihr Interesse an dem Vorlesungsstoff, die Vorführung in einem Seminarraum des Institutes besuchten jedoch nur 5 Studenten. Nachdem zum dritten Termin kein Teilnehmer erschien, stellten wir diese Präsentationsform ein. Eine unmittelbar darauf durchgeführte Umfrage ergab, dass der überwiegende Teil der angesprochenen Studenten in Karlsruhe die Flexibilität des Online-Angebotes bevorzugte. Teilweise trafen sich Arbeitsgruppen bei Kommilitonen, die über einen breitbandigen Internetzugang verfügten, und betrachteten gemeinsam die Vorführung "in einer Art Kinoatmosphäre". Dementsprechend wurde die Frage nach der Eignung der Videopräsentation im Hörsaal nur mit der Durchschnittsnote 3,0 bewertet.Abs. 25
Im Gegensatz hierzu wurde die einmalige Videopräsentation in einem Hörsaal in Freiburg von den dortigen Studenten positiv aufgenommen. Die Vorführung wurde mit größter Aufmerksamkeit verfolgt. Die Art der Stoffvermittlung erforderte ein erhöhtes Maß an Konzentrationsfähigkeit , da der Dozent, mangels Rückmeldung aus dem Publikum, bei der Produktion des Videomaterials die Inhalte deutlich gestraffter vortrug. Die fehlende Möglichkeit der Rückmeldung aus dem Auditorium wurde insofern nicht nur vom Dozenten als größter Nachteil erachtet, sondern auch von den Studenten bemängelt, exemplarisch erwies sich insoweit die Anmerkung eines Jurastudenten aus Freiburg, "dass der menschliche Kontakt doch ein erheblicher Motivationsfaktor sei".Abs. 26

2. Online-Video (Log-Files/Fragebogen)

Das Online-Video in den Real-Video Formaten wurde ausweislich der Log-Files durchschnittlich von 6 Nutzern am Tag abgerufen. Hierbei waren in Spitzenzeiten am Anfang des Semesters bis zu 56 Zugriffe mit einer Gesamtbandbreite von 1,6 GB zu verzeichnen. Nach einem durch die Festtage bedingten Einbruch der Zugriffszahlen im Dezember 2001 pendelte sich die Inanspruchnahme auf ein Durchschnittsniveau von 10 Nutzer/Tag ein, bei etwas geringeren Gesamtbandbreiten. Aus den gelisteten IP-Adressen war zu ersehen, dass die meisten Zugriffe über das Netzwerk der Universität Karlsruhe erfolgten (935), gefolgt von 826 Zugriffen über das DSL-Netzwerk der Telekom. Allerdings zeigten sich beim relevanten Abspielverhalten die Nutzer, welche die Aufzeichnung in ihrer heimischen Umgebung betrachteten, als ausdauernder als jene, welche den Zugang über die Workstations der Universität wählten. So wurden insgesamt nur ca. 3 GB Videodaten in das Universitätsnetz übertragen, wohingegen die DSL Abrufe ca. 10 GB betrugen. Die Differenz zur insgesamt als Real-Version abgerufenen Bandbreite von 17,3 GB war einer Vielzahl von dynamisch zugewiesen IP-Adressen beim Anruf über Call-by-Call Dienste zuzurechnen. Vermutlich wegen der hohen Kosten letzteren Verbindungsverfahrens lag die Bandbreite pro Sitzung deutlich unter jener beim kostenfreien Netzzugang. Nur in einem Falle wurde auf diesem Wege die Gesamtbandbreite einer Vorlesung abgerufen.Abs. 27
Betrachtet man das Abrufverhalten der Nutzer differenzierter, so war ein weiteres durchgängiges Muster erkennbar: So wurde z.B. am 05. Dezember 2001 die LAN-Version der Aufzeichnung vom 29. November 2001 von 2 Nutzern mit einer Bandbreite von 347 MB abgerufen. Dies entspricht in etwa der Bandbreite beim zweimaligen Vollabruf der betreffenden Datei. Gleichwohl wurde ein Seitenabruf von 113 gezählt. Dieses Verhalten deutet darauf hin, dass die Nutzer häufig von der Möglichkeit Gebrauch machten, den Abspielvorgang zu unterbrechen.Abs. 28
Wegen der geringeren Detailtiefe des Windows Media-Logs ließen sich solch differenzierte Aussagen über das Nutzerverhalten hinsichtlich der ebenfalls bereitgestellten Windows Media Videodateien nicht ermitteln. Das gesamte abgerufene Dateivolumen betrug insoweit etwa die Hälfte jener der Real Media Dateien.Abs. 29
Aufgrund der geringen Ausstattung der Universität Freiburg mit multimediafähigen Netzwerkarbeitsplätzen waren die Studenten zum Großteil auf den Abruf über das Call-by-Call Verfahren mit Übertragungsraten von max. 56KB/s angewiesen. Hierfür erwies sich der für den schmalbandigen Abruf konzipierte multi-shure-stream der ISDN-Version als nicht vorteilhaft. Schon geringe Verschlechterungen der verfügbaren Bandbreite, gleich ob server- oder clientseitig begründet, führte zu Ausfällen des Bildsignals. Zusammenfassend lässt sich diesbezüglich festhalten, dass der Zugang über das Universitätsnetz oder ein DSL-Zugang im Bereich der Videoübertragung die entscheidende Grundvoraussetzung für die kontinuierliche Nutzung dieses Dienstes darstellt.Abs. 30
Eine deutlich über dem Durchschnitt liegende Zugriffshäufigkeit auf die Videodateien war jeweils am Mittwoch zu verzeichnen. Da die Vorlesung am Donnerstag durchgeführt wurde, könnte dies darauf hindeuten, dass die Studenten die Videopräsentation zur Auffrischung und Vorbereitung auf die nächste Stunde nutzten.Abs. 31
Neben den schon erwähnten Schwierigkeiten beim Betrachten der Videos mittels 56KB/s-Modem wurde von den Studenten aus Freiburg insbesondere die fehlende "Downloadmöglichkeit" der Videodateien bemängelt. Vielfach wurde kritisiert, dass es an der Möglichkeit fehle, die Dateien in einem Stück zu speichern, um sie dann bei Bedarf auch "offline" betrachten zu können. Gleichzeitig wurde angeregt, die Dateien in guter Qualität auch als CD zur Verfügung zu stellen. Letzteres wurde nachdrücklich auch von den Studenten in Karlsruhe gefordert, die sich von der nochmaligen Durchsicht eine Hilfe bei der kurzfristigen Prüfungsvorbereitung erhofften. Die Videopräsentation im Internet wurde, nicht zuletzt wegen der besseren Anbindung an das Internet, von den Studenten aus Karlsruhe durchgehend positiv aufgenommen und insbesondere die dadurch gewonnene zeitliche Flexibilität gelobt.Abs. 32
Die unterschiedlichen technischen Standards auf Nutzerseite fanden schließlich auch in der Notengebung ihren Niederschlag. Während die Videopräsentation im Internet von den Studenten aus Freiburg im Durchschnitt nur mit der Note 2,5 bewertet wurde, zeigte die Erhebung in Karlsruhe eine Bewertung mit der Durchschnittsnote 1,3.Abs. 33
Studienortübergreifend wurde jedoch angemerkt, dass der Einsatz dieses Mediums allenfalls zur Ergänzung der Präsenzvorlesung geeignet sei. Die positiven Merkmale, wie zeitliche Flexibilität und mehrfache Wiederholung der Aufzeichnung würden das Fehlen der unmittelbaren Rückfragemöglichkeit und des sozialen Kontaktes nicht aufwiegen.Abs. 34

3. Lernumgebung (Fragebogen)

a) Mailingliste
Die Nutzung der Mailingliste wurde in Karlsruhe mit der Note 1,5 und in Freiburg mit der Note 2,0 beurteilt. Die schlechtere Bewertung in der Freiburger Gruppe relativiert sich allerdings, wenn man den zeitlichen Verlauf der Eintragungen in die Analyse einbezieht. Der Fragebogen wurde von 5 Teilnehmern aus Freiburg schon vor dem Jahreswechsel 01/02 ausgefüllt. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Mailingliste von uns nur sehr verhalten genutzt worden, da wir von einer ausreichenden Information über die Newsgroup und das Webangebot ausgingen. Erst Hinweise aus der Hörerschaft, welche eine stärkere Nutzung dieses Mediums einforderten, ließen uns die Möglichkeit von Rundschreiben intensiver nutzen. Ohne die Einbeziehung der schlechten Anfangsnoten wurde hinsichtlich der Brauchbarkeit der Mailingliste ein Notendurchschnitt von 1,4 erreicht. Dieses relativ gute Ergebnis spiegelt sich auch im Textteil des Fragebogens wider, wo eine intensive Nutzung der Mailingliste befürwortet wurde.Abs. 35
b) Newsgroup/Forum
Die Einrichtung der Newsgroup wurde von den Teilnehmern aus Freiburg mit der Note 1,4 und in Karlsruhe mit der Note 1,7 bewertet. Die etwas verhaltenere Beurteilung in Karlsruhe lässt sich aus dem Schwerpunkt der Diskussionen ableiten. So wurden in der Newsgroup überwiegend juristische Fragestellungen auf beachtlichem Niveau behandelt. Deshalb dürfte sich die überwiegend auf Erlangung eines Überblickswissens ausgerichtete Hörerschaft aus Karlsruhe in geringerem Maße angesprochen gefühlt haben. Insofern wurde die Zielrichtung der Newsgroup, gerade den hiesigen Studenten eine Artikulationsmöglichkeit für Rückfragen einzuräumen, verfehlt. Die Studenten aus Freiburg zeigten sich hingegen von der schnellen Reaktion des Dozenten auf Anfragen begeistert. Dementsprechend wurde von diesen Studenten die Frage nach der Beantwortung von Online-Anfragen durch den Dozenten mit der Note 1,2 beurteilt.Abs. 36
c) Online-Skriptum
Das Online-Skriptum wurde sowohl in Karlsruhe als auch in Freiburg mit der Durchschnittsnote 1,3 bewertet. Kritisch angemerkt wurde, dass wir einen Teil des Skriptums erst verspätet einstellten und das Layout in den verschiedenen Skriptteilen wechselte. Positiv wurde die inhaltliche Tiefe der Ausführungen hervorgehoben. Aus administrativer Sicht bleibt aber anzumerken, dass die vorlesungsbegleitende Erstellung eines allen Ansprüchen genügenden Online-Skriptums sich als größte Herausforderung in organisatorischer und personeller Hinsicht erwies. Ein Content-Management-System wäre zukünftig für ein solches Vorhaben unabdingbar. Wie sich aus den Ausführungen im Textteil des Fragebogens ergibt, wurden insbesondere durch die Ankündigung des kontinuierlich begleitenden Charakters des Skriptums, die gestalterische Zentralposition in der Lernumgebung und die hervorragende inhaltliche Ausgestaltung der vorhandenen Teile Erwartungen geweckt, welche nach dem Gesagten nicht erfüllt werden konnten.Abs. 37
d) Materialien
Die Bewertung der gesonderten Kategorie "Materialien" war nicht Gegenstand der Befragung, da der Inhalt nicht von der in der Lehrstuhlpraxis bereits bewährten Bereitstellung von Online-Materialien abwich.Abs. 38
e) Onlinevorlesung
Ebenso wurde die Onlinevorlesung wegen ihres einmaligen Charakters nicht in die Notengebung einbezogen. Gleichwohl erfuhren wir auch diesbezüglich positive Resonanz. Zum einen unmittelbar im Anschluss an die Übertragung, zum anderen im Textteil des Fragebogens. Kritisch wurde insgesamt die bereits erwähnte Zeitverzögerung beim Empfang des Videosignals beurteilt. Zudem wurde angemerkt, dass diese Präsentationsform kein Ersatz für die Präsenzvorlesung sein könne, sich aber gut als Basis für ein Colloquium eignete. In technischer Hinsicht wurde vorgetragen, dass eine farbliche Kennzeichnung der Teilnehmer eine bessere Übersicht vermittelt hätte. Trotz der genannten technischen Anlaufschwierigkeiten scheint der Ansatz einer Onlineveranstaltung insgesamt befürwortet zu werden. In Freiburg trafen sich z.B. bis zu 5 Teilnehmer an einem DSL-Rechnerarbeitsplatz und verfolgten gemeinsam die Diskussion. Dieses Engagement lässt auf die Aufgeschlossenheit der Studenten hinsichtlich dieser Präsentationsform schließen.Abs. 39
Insgesamt wurde die Lernumgebung in Karlsruhe mit der Note 1,5 und in Freiburg mit der Note 1,7 bewertet.Abs. 40

4. Lernumgebung (Logfiles)

Die Logfiles der Lernumgebung wiesen in der Zeit vom 25.10.01 bis zum 28.02.02 insgesamt 20.832 Seitenaufrufe von 1171 Besucheradressen mit einem Gesamttransfervolumen von 169 MB aus. Hieraus ergeben sich durchschnittlich 226 Seitenaufrufe von durchschnittlich 13 verschiedenen IP-Adressen am Tag . Die grafische Verlaufskurve der Zugriffsverteilung (Abb.3) weist im Gegensatz zum Online-Video eine gleichmäßige Verteilung der Zugriffshäufigkeit über den gesamten Vorlesungszeitraum aus. Der größte Anteil der Zugriffe wurde von Nutzern des T-DSL Netzes mit 377 unterschiedlichen IP-Adressen und einem Transfervolumen von 38 MB getätigt, gefolgt von 32 IP-Adressen des Universitätsnetzes in Karlsruhe mit einem Transfervolumen von 22 MB. Die verbleibende Differenz zum Gesamttransfervolumen verteilt sich auf eine Vielzahl von Call-by-Call IP-Adressen. Die somit dokumentierte große Anzahl von Besucheradressen lässt aber noch keinen Rückschluss auf die Anzahl der tatsächlichen Nutzer des Online-Angebotes zu. Insofern verhindert die dynamische Zuweisung von IP-Adressen bei jeder Einwahl einen direkten Befund.Abs. 41
Das Gesamtangebot wurde jeweils am Montag und Mittwoch einer Woche zwischen 17.00 und 18.00 Uhr überproportional abgefragt (Abb.4).Abs. 42

(Abb. 4)
Der absolute Spitzenplatz bei der Zugriffshäufigkeit war für das Online-Skriptum zu verzeichnen. Insgesamt wurde auf die Startseite des Skriptums 970 mal zugegriffen. Betrachtet man allerdings die Zugriffshäufigkeit auf die verschiedenen Versionen der einzelnen Skriptteile (Abb.5), ergibt sich ein interessanter Befund: So wurde beispielsweise die HTML-Version des 4. Skriptteiles (Zivilrechtliche Grundlagen des E-Commerce), insgesamt 146 mal aufgerufen. Allerdings lag die durchschnittliche Verweildauer bei diesem 16 Seiten umfassenden Dokument lediglich bei 1½ Minuten. Die (offline) PDF-Version dieses Skriptteiles wurde insgesamt 54 mal abgerufen. Setzt man diese Werte in Relation zur Anzahl jener Nutzern, welche durch einen Eintrag in die Mailingliste ihr Interesse an dem Online-Teil der Vorlesungspräsentation bekundeten (59), ergibt sich hinsichtlich der Anzahl der Nutzer des Onlineangebotes und ihres Leseverhaltens bezüglich des Online-Skripts ein realistisches Bild. Zum einen dürfte die tatsächliche Zahl der Nutzer des Online-Angebotes hiernach zwischen 50 und 60 gelegen haben, die höhere Anzahl der dokumentierten IP-Adressen ist insofern auf die dynamische Vergabe der Adresse bei jeder Einwahl zurückzuführen. Trotz der komfortablen Navigation innerhalb des Hypertextdokumentes wurde weiterhin von der Mehrzahl der Nutzer offensichtlich die PDF-Druckversion zur intensiven Lektüre bevorzugt. Dieser Befund spricht allerdings nicht gegen die grundsätzliche Akzeptanz von HTML-basierenden Skripten mit den durch Hyperlinktechnik erweiterten Möglichkeiten. Denn ein Großteil der Studenten äußerte im Fragebogen ausdrücklich den Wunsch, die komplette Lernumgebung auch als Offline CD-Version zu erhalten.Abs. 43

(Abb. 5)
Nach den schon erwähnten Online-Videomaterialien folgt in der dokumentierten Zugriffshäufigkeit die Materialdatenbank mit 557 Aufrufen und das Forum mit 432 Anforderungen.Abs. 44
Überraschend zeigt sich die Aktivität bei den bereitgestellten Folien: Während die Online-HTML-Version wöchentlich durchschnittlich 62 Aufrufe je Vorlesungstermin aufwies, wurde die zugehörige Offline-PDF-Version im Durchschnitt lediglich 3 mal pro Woche abgerufen. Damit zeigt sich das Nutzerverhalten hinsichtlich dieser Materialversionen diametral entgegengesetzt zum Verhalten bezüglich des Skriptums. Allerdings ist auch dieser Befund aus den Umständen erklärlich: Die Online Version der Folien diente als unmittelbare Ergänzung zum Online-Videostream (durchschnittlich 70 Nutzer/Woche). Das Angebot, die Folien parallel zum Abruf des Videostream zu betrachten, wurde also angenommen. Der Download der entsprechenden Files in der PDF-Version war jedoch wegen des äußerst ausführlichen Skriptums nicht erforderlich. Somit folgte hier das Nutzerverhalten unseren intendierten Vorstellungen.Abs. 45
Auf die Kategorie "Online" wurde schließlich insgesamt 192 mal zugegriffen. Da wir die Umgebung für den Video-Live-Stream und den Chat nur an 3 Tagen verfügbar schalteten, deutet dieses Ergebnis auf ein großes Interesse an dieser Art der Kommunikation hin.Abs. 46

IV. Fazit

Zusammenfassend ist festzustellen, dass sich das gewählte Präsentationsformat weitgehend bewährte. Die kontinuierliche Nutzung der Angebote durch die Zielgruppe hat insofern unsere Erwartungen übertroffen.Abs. 47
Die folgenden Punkte sind als Erträge des Pilotprojektes herauszustellen:Abs. 48
  • In technischer Hinsicht bedarf es zur zeitnahen, begleitenden Produktion von Online-Skripten eines in die Administration der Lernumgebung integrierten Content-Management-Systems.
  • In didaktischer Hinsicht hat sich das bloße Abspielen einer Videoaufzeichnung als Ersatz der Präsenzvorlesung trotz der Bereitstellung interaktiver Elemente nicht bewährt.
  • Der Einsatz einer begleitenden netzbasierten Videopräsentation hat sich hingegen als sinnvoll erwiesen. Wegen der hohen Online-Kosten wurde dieses Angebot zwar von den technisch weniger gut ausgestatteten Studenten in Freiburg verhalten aufgenommen, das Konzept der "Notebook-University" dürfte aber, wie die Akzeptanz bei den technisch besser ausgerüsteten Teilnehmern aus Karlsruhe zeigt, den Einsatz dieses Hilfsmittels weiter befördern. Hieraus folgt, dass die Abwägung hinsichtlich der Verwendung dieser Präsentationstechnik im wesentlichen von der Qualität der Netzanbindung der Zielgruppe abhängt.
  • Der Einsatz von ausschließlich netzbasierten begleitenden Skripten ist wegen der o.g. hohen Verbindungskosten in der gegenwärtigen Situation nicht angeraten. Ein sinnvoller Weg der Verteilung liegt in der Erstellung von Druckversionen in einem plattformübergreifenden Dateiformat oder der Bereitstellung von Hypertext beinhaltenden Darstellungen auf einer CD.
  • Die Bereitstellung einer vorlesungsbegleitenden Offline-Newsgroup erwies sich als in jeder Beziehung gelungene Ergänzung der Präsenzveranstaltung und kann als echter didaktischer Mehrwert betrachtet werden. Auf Seiten des Dozenten liegt dieser Mehrwert im kontinuierlichen Feedback durch die Studenten, aus Sicht der Hörer wird, abgesehen von der Möglichkeit vertiefter inhaltlicher Auseinandersetzung, das Gefühl intensiver persönlicher Betreuung vermittelt.
  • Komponenten wie Chat und Live-Video-Stream sind derzeit für den regulären Lehrbetrieb von geringer Bedeutung. Sinnvoll erscheint momentan vor allem die Verwendung bei Einzelveranstaltungen, beispielhaft sei das Zuschalten von auswärtigen Dozenten in eine Präsenzveranstaltung genannt.
  • Schließlich hat die Erhebung gezeigt, dass der Einsatz netzbasierter Lernmaterialien in der juristischen Ausbildung die Präsenzlehre nicht ersetzen, wohl aber höchst sinnvoll ergänzen kann. Einerseits ist sie dazu angetan, Studenten aus technikfernen Studiengängen einen selbstverständlicheren Zugang zu modernen Kommunikationsformen zu vermitteln, andererseits wird ein Mehrwert an inhaltlicher Tiefe und zeitlicher Flexibilität erreicht.
Abs. 49
Ausblick: Aufbauend auf den o.g. Ergebnissen wird in Zukunft eine jeweils reduzierte Online-Lernumgebung ausgesuchte Vorlesungen des IIR in Karlsruhe begleiten. In technischer Hinsicht gilt es zu erproben, ob die technisch weniger aufwendige Verwendung von Audioaufzeichnungen, in Verbindung mit den bestehenden Komponenten der Lernumgebung, den Ansprüchen der Studenten genügt. Die geringere erforderliche Bandbreite dürfte insofern dafür sprechen. Weiterhin sollte die Integration der vorhandenen Materialien in eine XML-basierende Lernumgebung und der Aufbau eines einfachen Content-Management-Systems den Schwerpunkt der weiteren Arbeit in diesem Bereich bilden. Schließlich ist mittelfristig die Entwicklung einer multimedialen CD im Patentrecht geplant.
JurPC Web-Dok.
30/2003, Abs. 50

Fußnoten:

(1) Siehe nur die -Ausschreibungen zum Förderprogramm des BMBF "Neue Medien in der Bildung"-, abrufbar unter http://www.gmd.de/PT-NMB/
(2) Beispielhaft die Projekte der Arbeitsgruppe Lehrunterstützung der Fakultät für Informatik (ALFI), http://alfi.ira.uka.de/
(3) Siehe: http://www.ri-on.de
(4) http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/diva/
(5) http://iurdat.de
* Dr. iur. Oliver Raabe ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Informationsrecht (IIR) der Universität Karlsruhe (TH) und hat seine Dissertation im technischen Umweltrecht (bei Prof. Dr. A. v. Mutius, CAU-Kiel) abgeschlossen. Sein Tätigkeitsschwerpunkt liegt in der Konzeption von vorlesungsbegleitenden digitalen Lehrmaterialien und Lernplattformen, sein Interessenschwerpunkt liegt im Datenschutzrecht, wo er u.a. eigene Lehrveranstaltungen durchführt.
[online seit: 02.06.2003]
Zitiervorschlag: Autor, Titel, JurPC Web-Dok., Abs.
Zitiervorschlag: Raabe, Oliver, Der Einsatz netzbasierter Lernmaterialien in der juristischen Ausbildung am Beispiel einer Vorlesung im Internetrecht - JurPC-Web-Dok. 0030/2003